Sammlung der häufigsten Fragen und Antworten
Tonarten
Tonarten, Klappenstellungen, Haken, Lever - für viele Neueinsteiger ein großes Durcheinander.
Die historischen Harfen wurden nur in einer Tonart gespielt - der Grundtonart. Sollte in einem anderen Tonraum musiziert werden, konnte man einzelne Saiten mit dem Stimmschlüssel höher oder tiefer stimmen. Bei einigen gotischen Harfen wurde die untere Kante des Wirbelstockes so ausgeformt, das man mit der einen Hand die frei schwingende Saite dagegen drücken konnte und mit der anderen Hand die Saite anspielte - dadurch dass die frei schwingende Länge um eine definierte Wegstrecke verkürzt wurde, war der Ton um einen Halbschritt höher. Das was wir heute in Deutschland unter dem Begriff "keltische Harfe" verstehen, wird gern mit dem unschönen Wort "Hakenharfe" betitelt. Die ersten Vertreter dieser Art hatten zum Verkürzen der Saiten U-förmige Haken (altdeutsch "Krampen") aus dickem Draht gebogen, die einfach durch eine Drehbewegung an die Saiten gedrückt wurden.
Obwohl die einfachen "Haken" (später auch "Blades") nur noch sehr selten anzutreffen sind und im praktischen Gebrauch längst durch sehr präzise Halbtonmechaniken abgelöst wurden, ist der leidvolle Begriff "Hakenharfe" geblieben. Weil der deutsche Begriff für die Halbtonmechaniken doch etwas lang und sperrig klingt, benutzt man oft einfach das enlische Wort "Lever" dafür. Ich kann mir an dieser Stelle den Hinweis nicht verkneifen, dass es die auf Gebrauchtmärkten oft beschriebenen Harkenharfen (mit R im Wort) nicht gibt! Mit einer Harke kann ich im Garten die Erde harken oder den Rasen rechen - an der Harfe hat dieses Gartenwerkzeug ganz sicher nichts verloren.
Hält man heutzutage eine "keltische Harfe" ohne Umstimmer, Halbtonmechaniken, Haken, Blades oder Lever in den Händen, dann ist die Grundtonart meistens C-Dur. Diese Tonart ist uns aus Schulzeiten von der Blockflöte vertraut und wird beim ersten Erlernen der Noten erklärt. Möchte man in einer anderen Tonart spielen, kann man einzelne Saiten höher oder tiefer stimmen, was allerdings die Saitenspannung und das Spielgefühl drastisch verändern kann.
Befinden sich an allen 7 Saiten einer Oktave Umstimmer, dann ist die Grundtonart Es-Dur. Durch das Hochschalten einzelner Umstimmer verändert sich die Tonart, wie in der nachfolgenden Grafik gezeigt:
Ob man wirklich alle Tonarten benötigt, sei mal dahin gestellt. Es gibt noch die dritte Möglichkeit nur an einigen Saiten Umstimmer anbringen zu lassen.
Bewährt hat sich hier die Variante drei der sieben möglichen Saiten mit Umstimmern zu bestücken und als Grundtonart F-Dur zu verwenden.
Dadurch kann man die gängigsten 4 Tonarten unseres Kulturkeises spielen und begleiten. Ganz nebenbei spart man sich dadurch nicht nur die Kosten der vier nicht vorhandenen Umstimmer, sondern die Harfe bleibt dadurch auch leichter. Durch das Hochflippen der Umstimmer-Hebel ergeben sich die folgenden Tonarten:
Zuletzt aktualisiert am 11. Dezember 2021 von K.Stielow.
Klangbeispiele
Klangbeispiele – also Hörproben einer Harfe sind immer sehr kritisch zu betrachten.
Selbst ein gutes Mikrofon kann das Klangpotential, den Dynamikumfang und die Oberton-Charakteristik einer Harfe nicht ansatzweise vollumfänglich einfangen.
Bei einer Aufnahme durchläuft der Sound mehrere Klangwandlerstufen und wird dabei immer beeinflusst. Ist das Ergebnis dann ein typischerweise klangkomprimiertes MP3-File, wurde das Format nochmals in der Klangfülle kastriert. Hört sich der Empfänger das Klangfile dann nicht auf einer hochwertigen Stereoanlage über gute Lautsprecher an, sondern auf einem Computer oder gar Handy/Tablet (mit typischerweise billigsten Klangwandlerstufen), dann ist die Aussage dieser Hörprobe nichtssagend und praktisch wertlos.
Der zweite zwiespältige Punkt ist unsere persönliche Wahrnehmung. Wenn eine Harfenspielerin eine schöne und eingängige Melodie technisch gut spielt, interpretiert unser Gehirn automatisch, dass das Instrument für das gehörte "Wohlbefinden" einen großen Beitrag geleistet haben muss - ohne das überhaupt eine Betrachtung des eigentlichen Klang selbst erfolgt ist.
Aus diesen Gründen finden sich in den Harfen-Portraits auch nur vereinzelt kleine Klangbeispiele. Der direkte und unverfälschte Klang einer Harfe kann nur persönlich am Instrument selbst bewertet werden.
Zuletzt aktualisiert am 12. Januar 2023 von K.Stielow.
Saitenpflege
Grundsätzlich sollte ausser sauberen Händen NICHTS anderes an die Saiten kommen - keine Creme, keine Putzmittel, keine Microfaserlappen (deren Fusseln in der Umspinnung hängen bleiben), kein Spülmittel und auch kein Alkohol/Spiritus. Dadurch halten die Saiten am längsten. Jeder Versuch die Saiten in irgend einer Form zu pflegen, verschlimmbessert den Zustand.
- Wenn eine Metallumspinnung nicht mehr schön aussieht (abgegriffen und/oder oxidiert), die Saite gegen eine neue austauschen.
- Klebt eine Darmsaite, dann hat sich die Lackschicht abgegriffen und der dann ungeschützte Darm löst sich durch Feuchtigkeit und Handschweiss an (quillt praktisch auf) - Saite austauschen.
- Spürt man an einer Saite so etwas wie ein Härchen/Spliss/Frissel, dann ist sie mechanisch defekt und erzeugt auch keinen sauberen Ton mehr - austauschen.
Zuletzt aktualisiert am 30. Mai 2021 von K.Stielow.
Mit Ballistol oder Möbelpolitur die Harfe auffrischen?
Auf gar keinen Fall !!!
Ballistol ist Weißöl und härtet nicht aus - trocknet also nicht sondern bleibt langfristig in einer annähernd cremigen (nicht verharzenden) Konsistenz wie Vaseline.
Ist die Oberfläche der Harfe lackiert, löst das Weißöl den Lack etwas an und die Oberfläche wird stumpf.
Ist die Oberfläche aus Schellack, löst das Weißöl die oberen Schichten an und die Oberfläche wird milchig.
Ist die Oberfläche ein Hartöl (zum Beispiel Osmo oder Kunos), sind meistens Leinölfirnis-Bestandteile enthalten, die beim Trocknen auf/im Holz im Laufe der Zeit (und durch UV-Licht) auspolymerisieren und dadurch eine schicht-deckende "feste" Oberfläche ausbilden. Weißöl würde die polymerisierte Oberfläche wieder anlösen ("entketten") und dauerklebrig machen.
Weißöl ist auch Hauptbestandteil in WD40, Möbelpolituren (wie Poliboy) und manch "hochwertigem" Putzmittelchen !!!
Der Hersteller der Harfe sollte beim Kauf eine Pflege-Empfehlung mitgegeben haben. Im Idealfall verwendet man nach Jahren das gleiche Hartöl und streicht mit einem nebelfeuchten Baumwolltuch über die Oberfläche (sehr, sehr sparsam!).
Schellackoberflächen sollten nur von jemandem behandelt werden, der weiss was er da tut, sonst löst man die Schichten ab und es verschmiert hässlich.
Lackoberflächen sollten so pflegeleicht sein, dass ein leicht feuchter Lappen zum Staubabnehmen völlig ausreicht.
Zuletzt aktualisiert am 23. August 2022 von K.Stielow.
Stimmwirbel sind locker
Gleich zum Anfang die wichtigste Aussage:
Auf gar keinen Fall den Wirbel mit einem Gegenstand in das Holz schlagen! Niemals!
Ein Stimmwirbel klemmt nicht mehr richtig, dreht sich gegen die Saitenspannung von selbst zurück oder die Saite dreht sich des Nachts selbst vollständig vom Wirbel ab ... ?!?
Das kann schon mal passieren. Während der Metallwirbel von Umgebungseinflüssen relativ unbeeindruckt zu bleiben scheint, so arbeitet das Holz in dem er steckt bei Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen. Das Holz "schwindet" oder "schwillt". Das ist ein ganz normaler Vorgang. Gerade bei trockener Heizungsluft im Winter trocknet das Holz der Harfe aus und das Loch in dem der Wirbel steckt, weitet sich etwas.
Ein normaler Harfen-Stimmwirbel hat eine konische Bauform. Die rechte Seite, an dem der Stimmschlüssel angesetzt wird, ist deutlich dicker als das linke Ende, an dem die Saite befestigt wird. Genau passend zu dieser Steigung wurde das Loch im Holz mit Reibahlen und Kegelstiften ausgearbeitet. Dadurch liegt der Wirbel im Loch des Wirbelstockes vollflächig an und kann sich bei leichtem Druck verklemmen. Die Konus-Steigungen sind nicht standardisiert, orientieren sich aber oft an Violinen-Wirbeln.
Im Normalfall sollte es ausreichen, den lockeren Wirbel eine halbe Umdrehung zurück zu drehen - also die Saite zu entlasten. Während man die Saite anschliessend wieder spannt und auf den Zielton stimmt, drückt man über den Handballen den Stimmschlüssel etwas kräftiger auf den Wirbel - presst den Wirbel beim Drehen also vorsichtig in das Holz hinein. Dadurch verklemmt sich der Stimmwirbel wieder im Holz. Bildlich gesprochen "schraubt" man den Wirbel mit dem Stimmschlüssel in einer rechts-drehenden Bewegung mit dezentem Druck tiefer in das Holz. Ziemlich genauso würde man einen einfachen Korkenzieher in den Flaschenkorken eindrehen.
Als Grundregel könnte man sagen: Der Stimmwirbel soll so wenig wie möglich aber doch so fest wie nötig klemmen. Wenn der Wirbel bei trockener Umgebungsluft schon zu fest im Holz sitzt und sich in dem Zustand kaum noch drehen lässt, wird er sich zum Frühlingsanfang bei feuchterer Luft unter Umständen gar nicht mehr bewegen lassen.
Auf gar keinen Fall den Wirbel mit einem Gegenstand in das Holz schlagen! Nicht mal nur ein "Bisschen" !!!
Dadurch werden die weicheren Holzfasern zwischen den härteren Bereichen (Früh- und Spätholzringe) in der Holzstruktur dauerhaft gestaucht und die Flanken des Wirbels liegen nicht mehr überall an. Die Auflagefläche verkleinert sich also durch die Deformation und das Problem verschlimmert sich noch. Zudem birgt ein Schlag auf den Wirbel auch die große Gefahr, das man das Holz des Wirbelstockes spaltet und Risse entstehen. Das würde in jedem Fall einen wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten (als vorsätzliche Misshandlung erfolgt natürlich auch keine Gewährleistung!). Auch wenn augenscheinlich nichts passiert ist, sitzt der Wirbel tiefer im Holz und schaut auf der Seite an dem die Saite aufgewickelt ist, weiter heraus. Der Harfenbauer kann ein einzelnes, vermurkstes Loch zwar aufwändig wieder auffülen und den Wirbel wieder richtig einsetzen aber in jedem Fall sieht man das bei genauerem Hinschauen. Wenn mehrere Wirbel betroffen sind, müsste man alle Stimmwirbel gegen dickere Reparaturwirbel austauschen und alle Löcher passend dazu ausarbeiten.
Wenn es nicht auf Anhieb zu funktionieren scheint, setzt Dich bitte telefonisch mit Deinem Harfenbauer in Verbindung bevor Du irgend etwas "ausprobierst".
Es ist überhaupt kein Problem sich bei Unwissenheit schlau zu fragen - aber es wird ein Problem wenn man es selbst verschlimmbessert hat.
Sollte der Stimmwirbel nach Jahren der Benutzung trotzdem nicht mehr zuverlässig klemmen, die Saite vollständig abwickeln und den Wirbel zur rechten Seite heraus drehen.
- Messing - Wirbel die bereits stark oxidiert (Grünspan) sind, mit der harten, trockenen Seite eines Küchenschwammes (Scotch-Brite) mit etwas unverdünntem Edelstahl/Ceranfeld-Reiniger (Stahlfix, Bref) die Oberfläche des Wirbels putzen, abspülen und sofort abtrocknen. Kein Silberputztuch, keine Never-Dull-Watte und auch keine anderen petroleumhaltigen Pflegeprodukte verwenden!
- Stahl - Wirbel mit korrodierter Oberfläche entweder mit sehr feiner Stahlwolle (Typ 000) oder mit einem Polier-Fließ (Korn 1000 hellgrau oder Parkettpad beige) polieren. Wirbel mit abblätterndem Chrom sollten ausgetauscht werden. Brünierte oder eloxierte Wirbel nur in dem Bereich polieren der sich später im Holz befindet. Kein Metallpflegemittel auf Öl-, Fett-, Benzin- oder Petroleumbasis verwenden - auch kein WD-40 oder Rostumwandler! Weniger ist hier mehr.
Bevor die Wirbel wieder in das Loch des Wirbelstock gesteckt werden, kann man sie mit einfacher Tafelkreide bemalen. Die Kreide füllt feine Unebenheiten im Holz auf - erhöht dadurch die Auflagefläche - und hemmt den Wirbel dadurch etwas mehr.
Wenn die Wirbel nach der Bearbeitung immer noch durchrutschen, sollte die Harfe von einem Harfenbauer begutachtet werden um das Problem zielgerichtet zu lösen (neue Wirbel, dickerer Querschnitt, Loch reparieren und/oder ausreiben ...)
Zuletzt aktualisiert am 13. Dezember 2023 von K.Stielow.